05.08.2017 – 09.08.2017
Am Abend kommen wir nach einer ruppigen Überfahrt auf Samsö an und ankern in der Nordby Bugt. Der Abend und ein unglaublicher Sonnenuntergang entschädigen uns für die unangenehme Welle, die uns den ganzen Tag hin- und hergeschubst hat. Die Ostseewelle hatte ich nicht so in Erinnerung. Das Ijsselmeer hat auch eine kurze und steile Welle, aber im Unterschied zur Ostsee gibt es weniger Fetch und so kann sich die Welle nicht in der Form aufbauen. Wobei ich auch auf dem Ijsselmeer schon 2 Meter Wellen erlebt habe und auch diese waren damals noch mit der Horst mehr als unangenehm. Das sich die Hotze, mit ihren immerhin 10 Fuß mehr, aber so feststampft, kenne ich von Holland oder der Nordsee nicht.
Aber auch bei diesem Wetter entstehen ganz besondere Momente.
Am nächsten Morgen wollen wir nur kurz weiter nach Langör, ein kleiner Hafen in einem sundartigen Bereich von Samsö, ca. 5 sm entfernt. Der Bereich ist gespickt mit Inseln und Untiefen und ist von Sandbänken umrahmt. Die Einfahrt ist gut betonnt, aber es wird gemahnt, dass der Bereich mit äußerster Aufmerksamkeit und Vorsicht befahren werden soll. Beim Frühstück entsteht die Idee, dass Fabian die Strecke mit der Hotze Junior zurücklegt und wir mit der Hotze nebenher fahren. Es werden 4-5 Bft. aus West – also ablandig – vorhergesagt. Knackig für die Hotze Junior, aber wenn er schön unter Land bleibt, ist ja kaum mit Welle zu rechnen. Der Plan wird auch gleich in die Tat umgesetzt. Dann – ein Segen gerade noch vor dem Ablegen – bricht für ca. 30 Minuten die Hölle los. Böen mit 7 Bft. pfeifen uns um die Ohren und ich kann die Hotze Junior mit Fabian im Boot kaum festhalten. Mit viel Kraft und Einsatz können wir sie wieder festmachen und sichern. Da wir den Anker bereits gehoben haben, treiben wir während der ganzen Zeit mit ca. 2 – 2,5 Kn. vom Land weg und kommen so immer mehr in den Bereich, wo die Wellen merklich zunehmen. Wir holen Fabian wieder an Bord und ich ziehe die Hotze Junior erst einmal wieder in die Landabdeckung und somit aus der Welle.
Nach dem der Spuk vorbei ist, überlegen wir lange, ob die Aktion am heutigen Tag noch Sinn macht. Fabian möchte unbedingt und nach Kontrolle aller Wetterdaten wagen wir einen zweiten Versuch – und es wird ein High-Light der Reise!
Fabian rauscht mit bis zu 4,5 Kn an der Küste entlang und wir begleiten Ihn mit der Hotze. Erst bei der Einfahrt in den Sund trennen sich unsere Wege. Während Fabian die Abkürzung über das Flach nehmen kann, müssen wir den Umweg durch das Fahrwasser nehmen. Die Hotze Junior entpuppt sich als wahre Rennkatze und so ist Fabian auch vor uns da. Der Wind frischt noch einmal auf und kommt jetzt für Fabian von vorne, er müsste also die letzten Meter bis zur Hafeneinfahrt kreuzen. Er entscheidet sich lieber für den einfacheren Weg, kommt zu uns und so nehmen wir ihn wieder an Bord.
Zunächst versuchen wir neben dem Hafen zu ankern, nachdem aber mehrere Versuche fehlschlagen und der Anker einfach nicht halten will, entscheiden wir uns doch in den Hafen zu fahren. Dieser ist aber voll, so dass wir an der Außenseite ins Päckchen gehen müssen – wie sich noch herausstellen wird, wird das eine der schönsten Begegnungen. Wir stören Familie Klein mit unserem Anleger gerade beim Abendessen, was dazu führt, dass unsere Achterleine zwischenzeitlich im Nudeltopf landet.
Familie Klein sind Opa Hans-Peter, Eckart und Iris mit Tochter Clara. Am nächsten Tag wollen sie eigentlich weiter und der Ableger ist schon abgemachte Sache, als Fabian auf die Idee kommt mal zu fragen ob „Jemand von ihnen“ vielleicht Lust hätte mal eine Runde mit ihm in der Hotze Junior zu segeln. Eckart gibt später zu, er wollte erst sagen: Ja klar, hab ich – besinnt sich dann aber und gibt die Frage weiter an seine Tochter Clara. Kurz darauf erkunden Fabian und Clara die umliegenden Inseln im Sund, holen sich zwischendurch noch kurz mal was zu Trinken und alle Utensilien für ein Picknick und genießen den Sonnenuntergang auf einer der Inseln. Familie Klein verlängert spontan den Aufenthalt auf Samsö und so verbringen wir gemeinsam eine wunderbare Zeit. Es werden Badeausflüge mit den Beibooten gemacht, Danni und ich fahren mit den Fahrrädern über die Insel, erledigen die Einkäufe und erkunden den Ankerplatz vom Vorabend (Nordby-Bugt) von der Landseite. Nachmittags genießen wir Kaffee und Kekse bei den Kleins, abends folgt die Gegeneinladung bei uns an Bord. Die Kinder spielen lautstark und machen nach Mitternacht noch eine Mondfahrt mit der Junior im Sund. Schweren Herzens verabschieden wir uns am nächsten Tag auf dem Steg, für Familie Klein geht es weiter Richtung Norden, uns zieht es hingegen in den Süden – Danke Fabian für diese Zusammenführung!
Wir machen uns auf in das nur 10 sm entfernte Ballen, ein Hafen weiter südlich auf Samsö. Wie in den Hafen-/Revierführern angekündigt ist der Hafen sehr voll und wir gehen wieder ins Päckchen. Der Plan ist hier nur kurz einen Arzt aufzusuchen und meine Fäden ziehen zu lassen. Es ist bereits spät, so dass wir heute nur noch kurz zu Abend essen und den Arzt vertagen. Am nächsten Morgen müssen wir feststellen, dass das Ärzte-Netzwerk nicht so engmaschig ist, wie wir erhofft hatten. Der nächste Arzt ist in Toftbjerg im Inland der Insel, dies würde alle Pläne über den Haufen werfen und so entscheide ich, dass die Fäden auch noch ein paar Tage länger drin bleiben können und ich in Fredericia einen Arzt aufsuchen werde, wenn die Kinder bereits auf den Rückweg sind.
Also legen wir früh ab und machen uns auf den Weg nach Aebleö, einer seit den 70er Jahren unbewohnten Insel…